Summertime hat viele Gesichter, von Mietwohnungen über Stellflächen und 1.100 m² Fläche für diverse Dienstleistungen. Es ist auffällig, farbenfroh und cool und Baudetails aus Aluminium spielen eine prominente Rolle.
Die Amsterdamer Zuidas ist das Reich der Großbanken, Multis, Anwaltskanzleien und Consultingfirmen. Das begann bereits Mitte der neunziger Jahre mit ABN Amro. Seitdem hat das Gebiet entlang der A10 ein turbulentes Wachstum hinter sich und man findet hier den teuersten Quadratmeterpreis für Büroraum in den ganzen Niederlanden, ein breites Angebot an Dienstleistungen und insbesondere Wohnraum des gehobenen Segments. Damit dieses Stadtviertel abwechslungsreich und lebendig wird, wurde auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen. Eines der ersten Projekte in diesem Segment war Summertime zwischen der Gustav Mahlerlaan und der George Gershwinlaan: zwei Blöcke mit 196 Mietwohnungen, 150 Tiefgaragenstellplätzen und 1.100 m² Fläche für Dienstleistungsbetriebe im Erdgeschoss. Ziel war die Errichtung eines nachhaltigen, gleichzeitig aber auch bezahlbaren und schönen Gebäudes. In der Baubranche sind „schön“ und „bezahlbar“ oft Gegensätze, nicht so bei Summertime. Die Entwickler AM und Bouwinvest, das Architektenbüro SeARCH und der Bauherr BAM Woningbouw haben alle Register gezogen, um ein dem Viertel Zuidas würdiges Ergebnis zu erzielen: auffallend, streng, farbenfroh und mit einem Augenzwinkern hin zur Finanzwelt und außerdem einer auffälligen Rolle von Baudetails aus Aluminium.
„Summertime besteht aus zwei Gebäuden mit zwei Gesichtern“, erläutert Architekt Jaap Baselmans. Mittlerweile arbeitet er bei UN Studio, doch ursprünglich gehörte er dem Planungsstab von SeARCH unter der Leitung von Bjarne Mastenbroek an. „An der Mahlerlaan und an der Gershwinlaan sieht man strenge schwarze Fassaden, die mit ihrer abstrakten Wirkung zu den benachbarten Großstadtgebäuden passen. Auf der anderen Seite sind die Gebäude sehr lebendig und farbenfroh. Die Gebäude laufen konisch aufeinander zu, damit alle Wohnungen möglichst viel freie Sicht und Sonneneinfall haben.“
Die einzelnen Wohnungen wurden dabei als gleich große Pixel-Blöcke erkennbar gemacht, die mit ihren bunten Glasbalkongeländern scheinbar willkürlich aufeinander gestapelt sind. Baselmans: „Wenn sich die Sonne über die Balkongeländer bewegt, beginnt das Ganze richtig zu leben, und genau das war beabsichtigt. Der Klötzchenaufbau ist im Übrigen von Habitat 67 inspiriert, einem berühmten Wohnprojekt, das Teil der Weltausstellung 1967 in Montreal war.“
Eine andere Inspirationsquelle war das Geld. Baselmans: „Wir haben für die Farbwahl und als Augenzwinkern hin zur Finanzwelt zwei bekannte alte Geldscheine zur Vorlage genommen: den Leuchtturm auf dem 250 Gulden-Schein für den Block an der Mahlerlaan und die Sonnenblume auf dem 50 Gulden-Schein für den südlichen Block. Leuchtturm und Sonnenblume findet mal als gepixelte Kacheln auch in der hohen Eingangsloggia und im Haupteingang. In jedem Gebäude wurden 52 Farben Fliesen von St. Joris verlegt. Das war allerdings so eine typische Frage, bei der man sich mit allen Parteien einigen muss, damit das Ganze schön und doch bezahlbar wird. Die Glasbalkongeländer beider Blöcke wurden natürlich auch in den zwei Farbgruppen Lila und Gelbgrün ausgeführt.
Die dritte Farbausführung finden wir innen, und zwar insbesondere in dem Block an der Mahlerlaan. Baselmans: „Der hat eine hufeisenförmige Fläche und eine große, konisch zulaufende Freifläche mit einem großen Aluminiumoberlicht. Die Geländer an den Galerien und die Wohnungstüren sind alle in einem Farbton der Banknote: Lila unten und nach oben hin immer weißer. Diese Farbgebung macht viele Absprachen erforderlich und verlangt allen Beteiligten viel Geduld ab. Noch mehr gilt das für das superstrenge farbbeschichtete Geländer in der Freifläche. Die Lamellen sind nicht serienmäßig in dieser Länge erhältlich. Dann muss man wieder darum kämpfen, etwas Besonderes und Teures durchzusetzen. Aber wenn man es sich nun ansieht, erkennt jeder, dass es sich wirklich gelohnt hat!“
„Außen haben wir wieder Konzessionen gemacht. Bjarne Mastenbroek wollte wirklich schwarz und weiß an den Außenfassaden. Schwarz ist gut gelungen: Die Wände sind schön streng mit schwarzem Mauerwerk, schwarzen Fensterrahmen und Fensterbänken aus Aluminium. Bei den weißen Fassaden erwies sich ein glasierter oder weiß engobierter Strangpressstein als zu teuer. Letztendlich wurde es Handformstein, der weißeste, den wir kriegen konnten. Anschließend steckten wir viel Zeit in die Detailausführung der Gebäudeblöcke, damit sie oben und unten so klar wie möglich werden. Dann mussten Klinkerstein, Sturz, Fensterrahmen, Deckenabschluss und natürlich alle Aluminiumkomponenten in der Fassade aufeinander abgestimmt werden.“
Bei diesem designschönen Projekt sieht man ohnehin viele Fassadendetails aus Aluminium. Man erkennt ganz klar, dass die Mauerabdeckungen aus Aluminium, die vielfältig zum Einsatz kamen, und die Fensterbänke und Dachabschlüsse aus Aluminium zur Ästhetik des Gebäudes beitragen, weil sie die strenge Linienführung akzentuieren. Baselmans: „Aluminium lässt sich hervorragend formen, man kann deshalb Baudetails klar ausführen. Oben war die Detailausführung übrigens genauso kritisch wie unten an den Gebäudeblöcken. Zur Bedeutung von Baudetails aus Aluminium sagt Baselmans: „Denken Sie daran, dass alle Blöcke Aluminium-Dachrandprofile haben. Das Wasser, das an der Fassade herunterläuft, verteilt sich an den Unterbrechungen. Wenn die Detailausführung dort nicht stimmt, entstehen womöglich Wasserstreifen und bei einer weißen Fassade ist das auf jeden Fall störend. Deshalb sind alle Fensterbänke, Mauerabdeckungen und Dachrandprofile aus Aluminium nicht nur wichtig für ein klares Fassadenbild, sie stellen auch die fachgerechte Entwässerung des Gebäudes sicher. Wie wichtig das ist, kann man gar nicht hoch genug einschätzen: Die Aluprofile selbst sind farbecht, sie schützen jedoch faktisch das Fassadenbild vor allerlei Schäden und grünen Streifen. Bei so einem Gebäude zählen wirklich die Details, auf lange Sicht zahlt sich das aus. Dabei ist Aluminium nachhaltig und wartungsarm, und das ist - gelinde gesagt - nicht unwichtig bei Projekten, bei denen man auch in der Instandhaltungsphase auf jeden Cent schauen muss.